Magdeburg – Eigentlich hätte hier niemals ein Auto durchkommen dürfen. Hier, wo neben der Straßenbahnhaltestelle „Alter Markt“ mitten in der City der Magdeburger Weihnachtsmarkt beginnt. Eigentlich.
Doch
genau hier raste Todesfahrer Taleb A. (50) mit seinem schweren BMW X3
durch eine fünf Meter breite Zufahrt, tötete fünf Menschen und verletzte
200 zum Teil lebensgefährlich. Diese Opfer gab es aber nur, weil es
offenbar ein dramatisches Versagen beim Sicherheitskonzept des
Weihnachtsmarktes in Magdeburg gab.
Mobile Sperre für Autos fehlte
Denn
eigentlich hätte an dieser Stelle gar keine 5-Meter-Lücke sein dürfen.
Nach BILD-Informationen sollte dort neben der Glühwein-Pyramide als
mobile Sperre gegen Auto-Anschläge ein Bulli der Polizei quer stehen.
Doch
der fehlte entweder oder stand an der falschen Stelle. Nur dadurch war
es dem Attentäter möglich, mit seinem BMW auf den Weihnachtsmarkt zu
rasen und ein Blutbad anzurichten.
Doch trotz der massiven
Vorwürfe und der dramatischen Folgen sagt Ronni Krug, Beigeordneter für
Ordnung bei der Stadt Magdeburg auf der Pressekonferenz: „Das
Sicherheitskonzept war gut. Es mussten aber auch Rettungs- und
Fluchtwege freigehalten werden.“
Dann ergänzt er: „Denken sie zum
Beispiel an die Loveparade-Katastrophe.“ Was er verschweigt: Natürlich
sind Rettungs- und Fluchtwege vorgeschrieben, aber dort müssen, wie im
Sicherheitskonzept vorgesehen, mobile Sperren stehen. Die man dann im
Notfall schnell zur Seite fahren kann.
Experte vermutet Sperre fehlte an mehreren Tagen
Detlev
Schürmann von der Technischen Universität Cottbus-Senftenberg hat nach
dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin
ein Konzept erstellt, um Veranstaltungen gegen Terror- oder
Amokangriffe mit Fahrzeugen zu schützen. Der Experte zu BILD: „Es gibt
vorher eine Gefährdungsanalyse, man bildet Schutzzonen. Hier sollten die
Rettungswege durch mobile Fahrzeugsperren geschützt werden. Warum das
nicht gemacht wurde, weiß ich nicht. Aber dann kann man sich das ganze
Sicherheitskonzept gegen sogenannte Überfahrtaten sparen. Es war eben
lückenhaft.“
Der Magdeburger Ronni Krug sagte, ein Auto-Anschlag
sei nicht vorhersehbar. Eine kaum nachvollziehbare Aussage! Experte
Schürmann sagt dazu: „Gerade nach den Anschlägen vom Breitscheidplatz
und in Nizza schützen wir ja genau deshalb Weihnachtsmärkte mit diesen
Sperren. Weil wir so etwas eben befürchten. Warum macht man das denn
sonst? Mobile Sperren sind natürlich teurer als die günstigen
Betonlegosteine.“
Der Experte vermutet sogar, dass die mobilen
Fahrzeugsperren auch an anderen Tagen nicht vorhanden waren. Denn der
Attentäter hatte den Weihnachtsmarkt ja ausspioniert, wie sonst hätte er
dort die Lücke erkennen können?
Schürmann: „Das sind nämlich
auch psychologische Sperren, so ein quer stehendes Polizei-Auto schreckt
ab.“ Offenbar war genau das in Magdeburg aber nicht der Fall. Trotz
Nachfrage bei Stadt und Polizei gibt es keine Antwort, wer dafür
verantwortlich ist und ob gegen Beamte ermittelt wird.
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