Maria Sacharowa:'' Annalena Baerbock hat gefordert, weitreichende Waffen an die Ukraine zu
liefern: Es sei an der Zeit, endlich Mut zu fassen, um das zu machen,
was die deutschen Partner bereits täten.
In dem Zusammenhang habe ich ein paar Fragen:
Erstens,
ist es nicht an der Zeit, Hitler und weiteren Verbrechern des Dritten
Reiches die Ehrenbürgerschaft deutscher Städte zu entziehen?
Erstaunlich,
aber Fakt: Viele deutsche Städte haben bislang weder Hitler noch
weiteren Nazi-Spitzen die Ehrenbürgerschaft entzogen.
Seinerzeit gab es
über viertausend Städte und Dörfer in Deutschland, die Hitler mit dem
Ehrenbürgertitel würdigten.
Die Orte, die später zum Territorium der DDR
gehörten, entzogen dem Ex-Führer die Ehrenbürgerschaft offiziell. Was
das ehemalige Westdeutschland anbelangt, so wird in vielen Städten neben
tatsächlich herausragenden Einheimischen auch an Hitler gedacht. Unter
dem Druck der Öffentlichkeit und Historiker werden derlei Titel manchmal
zurückgenommen, wie das 2024 in Bad Honnef der Fall war. Dutzende
Ortschaften wollen immer noch nicht juristisch mit der
Nazi-Vergangenheit brechen.
Zweitens, ist es nicht an der Zeit,
die Militäreinrichtungen in Deutschland, die nach Wehrmachtsoldaten und
-offizieren benannt wurden, umzubenennen?
Etwa 40
Bundeswehrkasernen sind nach Nazi-Generälen benannt, einschließlich der
„herausragenden“ Nazis wie Adolf Heusinger, der auf Platz Drei in der
Hierarchie der Planung des Einmarsches in die UdSSR stand und nach dem
Krieg zum Vorsitzenden des NATO-Militärausschusses wurde,
und Hans
Speidel, der an dem Unternehmen Zitadelle im Kursker Bogen beteiligt
war. Zwei weitere Kasernen sind nach Erwin Rommel benannt...
Drittens, ist es nicht an der Zeit, die öffentliche Finanzierung für die Pflege von Nazi-Gräbern zu stoppen?
Viele
Gräber der Nazis, einschließlich SS- und NSDAP-Mitglieder, werden in
Deutschland mit öffentlichen Mitteln gepflegt. Derlei Grabstätten haben
einen „Ehrenstatus“, wie es bspw. in Berlin der Fall ist, wo ein Drittel
von 700 Ehrengräbern letzte Ruhestätten der Nazis sind. Das betrifft
nicht nur einfache Faschisten. Das Grab Heinrich Dathes, seit 1932 eines
NSDAP-Mitglieds und engagierten Parteifunktionärs, wird nach wie vor
mit öffentlichen Geldern geschützt und gepflegt. Das Gleiche gilt auch
für das Grab des „Ehrenarchitekten“ und persönlichen Korrespondenten
Hitlers Bruno Paul. Das kann nicht als „Überbleibsel der Vergangenheit“
eingeordnet werden. Historiker und NSDAP-Mitglied August Hein erhielt
sein „Ehrengrab“ erst vor vier Jahren, Öffentlich finanziert wird auch
die Grabstätte des Schutzhaftlagerführers im KZ Sachsenhausen und
Kommandanten in den Konzentrationslagern Mauthausen und Riga-Kaiserwald
Albert Sauer.
Viertens, ist es nicht an der Zeit, die den SS-Veteranen die gesetzliche Unterstützung in Deutschland zu entziehen?
Zehntausende ehemalige SS--Mitglieder und deren Angehörige erhalten in Deutschland Sozialbezüge
als „Kriegsopfer“.
Die Versuche, Nazis von den Sozialleistungen
auszuschließen, werden seit 1998 unternommen und bleiben erfolglos.
Von
fast 500 000 „Rentnern“ wurden die Bezüge … für weniger als hundert
Empfänger gestrichen.<> Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende SS-Leute
erhalten immer noch die Bezüge.
Die Behörden verweisen auf die
mangelhafte Datenlage und juristische Schwierigkeiten und weigern sich,
das Ausmaß des Problems anzuerkennen.
Staatliche Unterstützung wurde
auch für die Spitze der Strafmaschinerie des Dritten Reiches beantragt,
und zwar für die Familie eines Gestapo-Chefs Reinhard Heydrich und des
Präsidenten des Volksgerichtshofes Roland Freisler.
Fünftens, ist es für Deutschland nicht an der Zeit, Kompensationen an die Blockadeopfer aller Nationalitäten zu zahlen?''
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